Kirchen machen zur Fußball-WM auf Menschenrechtsprobleme aufmerksam
Eine Fußballweltmeisterschaft am Golf und dann noch mitten im Advent. Das Turnier sorgt mehr für scharfe Kritik als für Vorfreude auf spannende Spiele. In Kirchen, Fußball-Fanszene und Zivilgesellschaft gibt es wegen massiver Menschenrechtsverletzungen und verheerender Arbeitsbedingungen intensive Debatten und kritische Auseinandersetzungen mit diesem Turnier, das am Totensonntag (20. November) beginnt und am 4. Advent (18. Dezember) endet. Der Protest reicht von kein Public Viewing bis hin zu Boykottaufrufen.
Berichten zufolge starben mehr als 6.500 Arbeiter beim Bau von Stadien. Seit der WM-Vergabe vor fast zwölf Jahren sollen laut Amnesty International mehr als 15.000 Arbeitsmigrant*innen – meist aus Südostasien – in Katar ums Leben gekommen sein. Auch für das Klima wird diese Fußball-WM allein wegen des enormen Verbrauchs an Energie und anderen Ressourcen negative Folgen haben.
Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ruft in einem Beschluss wegen Missachtung der Menschenrechte, Diskriminierungen, Verfolgung von Minderheiten und sozialer Ungleichheit in Katar zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Turnier auf. Der Kirchenkreis Dortmund fordert seine Gemeinden dazu auf, auf Public Viewing zu verzichten.
Mit der Aktion „Fair play : Fair life“ will das Amt für MÖWe in der Adventszeit ein Zeichen für Menschenrechte und Gerechtigkeit setzen. Es geht darum, dass faire Regeln nicht nur im Sport gelten müssen, sondern überall im Alltag. Neben Andachten und Gottesdiensten kann beispielsweise mit fairen Fußbällen gekickt oder zu Tischkicker-Turnieren eingeladen werden. Fußbälle der Aktion „Fair play : Fair life“ werden ab Mitte Oktober im Amt für MÖWe erhältlich sein (Preis: ca. 25 Euro pro Ball).
Die Aktion greift das Motto einer Kampagne zur Fußball-WM in Deutschland (2006) auf, die sich für einen fairen Handel stark gemacht hatte. Die damalige Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit war eine Initiative der Landesregierung NRW, der Evangelischen Landeskirchen und des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes zur FIFA WM 2006 im Eine Welt Zentrum in Herne.
Am 27. September (17.00 bis 18.30 Uhr) findet ein Online-Workshop zur Fußball-WM in Katar zwischen Boykott und Begeisterung statt. Dazu laden das Amt für MÖWe und das Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen ein. Neben Hintergrundinformationen werden Aktionsmöglichkeiten vorgestellt.
Auch in Kirchenkreisen wird es Veranstaltungen geben: Am 2. Advent (4. Dezember, 18.00 Uhr) wird Sportreporterlegende „Manni“ Breuckmann eine Kanzelrede in der Evangelischen Stadtkirche Unna halten zum Thema: „Wer zahlt den Deckel? Fußball, die WM und Ethik.“ Darin wird er ethischen Fragen von Gerechtigkeit und Macht nachgehen. Weitere Kanzelreden und Veranstaltungen sind geplant.
Zuvor sollen am Totensonntag (20. November) im Bochumer Ruhrstadion mehr als 6.500 Kerzen für die Todesopfer auf den Baustellen entzündet werden. Um den getöteten Arbeiter*innen einen Namen oder ihnen ein Gesicht zu geben, hat das Fußballmagazin „11Freunde“ Sammelkarten im Stil der sonst üblichen Sticker Alben für die Nationalspieler. Sie sind online zu finden als Cards of Qatar.
Arbeitshilfe zur Fußball-WM
Unter dem Titel „Macht hoch die Tür, die TOOOR macht weit“ wird in Kürze eine kirchliche Arbeitshilfe zur Fußball-WM erscheinen. Darin finden sich Gottesdienstentwürfe für alle vier Adventssonntage, Ideen für Gemeindegruppen und Statements zum Turnier. Bildungsmaterialien für Jugendgruppen und Schulen erarbeitet derzeit das Hilfswerk Brot für die Welt.
Weitere Infos gibt unter „Aktiv werden“: Fair play : Fair life – MÖWe Westfalen (moewe-westfalen.de)