Aktion bringt fast 50 Tonnen nach Westfalen und an den Niederrhein
Die dritte und für die Wintersaion 2020/2021 letzte Lieferung bio-solidarischer Orangen aus Kalabrien/Süditalien ist Mitte März in Westfalen und am Niederrhein angekommen. Die Früchte aus fairem Handel hatte der genossenschaftsähnliche Verein SOS Rosarno geliefert – er zahlt den Obstbauern in dem süditalienischen Ort als auch den Erntehelfern, meist Migranten und Geflüchteten, einen gerechten Preis bzw. gerechten Lohn. Seit Anfang Dezember konnten insgesamt 47,5 Tonnen Orangen in Westfalen verkauft werden in Weltläden, Unverpackt- und Naturkostläden. Außerdem wurden sie gegen Spenden in Kirchen- und Pfarrgemeinden verteilt.
Die Orangen werden ohne Gift und Sklaverei geerntet. Unter dem Motto „Süß statt bitter“ soll so auf moderne Sklaverei in Süditalien und ganz Europa aufmerksam gemacht werden. Denn viele Erntehelfer müssen für einen Hungerlohn schuften und große Konzerne bestimmen den Preis, den kleinbäuerliche Betriebe für ihre Orangen bekommen. Gegen diese Missstände wehrt sich der Verein SOS Rosarno.
Es hat sich bereits ein großer Kreis gebildet an Menschen, die die von der westfälischen Landeskirche initiierte Orangenkampagne unterstützen. Viele freuen sich schon auf die nächste Saison, wenn wieder süßleckere Winterfrüchte geerntet werden. „Wir freuen uns sehr, dass wir so die Arbeit von SOS Rosarno und der Flüchtlingshilfe Mediterranean Hope in Rosarno unterstützen können“, erklärt Mitorganisatorin Katja Breyer vom Amt für MÖWe. Das im Dezember gestartete Experiment habe sich gelohnt und sei erfolgreich gewesen.
Dass es einen großen Handlungsbedarf für einen gerechteren Orangen-Handel gibt, zeigte ein Online-Vortrag von Professor Gilles Reckinger auf. Der Ethnologe erforscht seit vielen Jahren die Situation der Wanderarbeiter besonders in und um Rosarno. Sehr eindrücklich schilderte er Mitte Februar die menschenunwürdigen Lebens- und Arbeitsbedingungen der Erntehelfer auf den Orangenplantagen. Erntehelfer sprechen von einem „neuen Gesicht der Sklaverei“, wenn sie ihre Situation beschreiben. Das Buch „Bittere Orangen“ von Gilles Reckinger kann bei der Bundeszentrale für politische Bildung bestellt werden unter: www.bpb.de/.
Für weitere Informationen zum Thema ist der Film „Mediterranea“ (2015) von Jonas Carpignano empfehlenswert, der darin die Hintergründe der Unruhen in Rosarno im Jahr 2010 aufgearbeitet hat. Die Figuren des Films werden dabei von Flüchtlingen und Immigranten verkörpert, die selbst von den Unruhen betroffen waren und ihre eigenen Erfahrungen mit Flucht, Ausbeutung auf den Plantagen und Fremdenfeindlichkeit in den Dreh miteinfließen ließen. Der Film kann gestreamt bzw. die DVD gekauft werden.
Weitere Informationen zum Film unter: www.epd-film.de/filmkritiken/mediterranea.