Wegen der umstrittenen Präsidentschaftswahl in Polen sieht der leitende Bischof der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Polen, Jerzy Samiec (Warschau), Gefahren für die Demokratie. In einem öffentlichen Brief betonte er: „Man darf die Regeln demokratischer Wahlen nicht verbiegen oder brechen. Man darf die Regeln für die Durchführung von Wahlen während eines laufenden Wahlprozesses nicht ändern.“ Als Geistlicher zeigte er sich besorgt über den Zustand der Demokratie. Es gehe um die Würde und Menschenrechte, „die leicht zerstört werden, wenn die Grundprinzipien der Demokratie verletzt werden.“
Die amtierende polnische PiS-Regierung wollte die Corona-Pandemie ausnutzen, um dem eigenen Kandidaten und amtierenden Präsidenten Andrej Duda eine Mehrheit bei den Wählerinnen und Wählern zu verschaffen. Geplant war mit Rücksicht auf Hygienebedingungen eine reine Briefwahl und der Ausschluss des Wahlrechts für die im Ausland lebenden Polen. Dagegen hatte sich Widerstand geregt. Die für den 10. Mai geplanten Wahlen wurden kurzfristig (am 7. Mai) abgesagt und auf den Sommer verschoben. Ein neuer Wahltermin steht noch nicht fest. Es gibt weiterhin Unsicherheiten über das Wahlverfahren.
Der Bischof warb dafür, die besten Voraussetzungen zu schaffen „für die Abhaltung universeller, gleichberechtigter, direkter und geheimer Wahlen für den Präsidenten der Republik Polen“. Dazu zähle, „eine Einigung zwischen den Konfliktparteien“, gleiche Chancen für alle Kandidaten, und dass die Gesundheit der Wählerinnen und Wähler nicht aufs Spiel gesetzt würde. Mit seinem Blog wollte er darauf aufmerksam machen, „dass wir auf einen wachsenden Konflikt zusteuern, dem die Bürger zum Opfer fallen“, erklärte Samiec.
Zum Nachlesen hier der Brief des Bischofs. (Übersetzung aus dem Polnischen: Pfarrerin Anja-Désirée Lipponer)