Kampagne für Saubere Kleidung fordert Abkommen für Gebäudesicherheit
In Bangladesch stürzte vor acht Jahren die Textilfabrik Rana Plaza ein. Mehr als 1.100 Menschen starben bei dem Unglück, tausende Menschen wurden teils schwer verletzt. Der Fall Rana Plaza gilt als das bisher schwerste Unglück in der internationalen Textilindustrie. In dem mehrstöckigen Gebäude produzierten fünf Textilfabriken für viele große Modefirmen in Deutschland und Europa. Dennoch haben sich die Bedingungen in der globalen Textilproduktion bisher nur wenig verbessert. Ein Prozess in Dortmund scheiterte Anfang 2019. Zum 8. Jahrestag des Fabrikeinsturzes am 24. April 2013 wird der Opfer gedacht – mit internatioalen und bei bundesweiten Veranstaltungen.
Die Kampagne für Saubere Kleidung (CCC-DE) fordert zum Jahrestag zudem verbindliche Abkommen für Gebäudesicherheit. Um solche Tragödien in Bangladesch zukünftig zu verhindern, hatten Gewerkschaften, Modemarken und zivilgesellschaftliche Akteure das rechtsverbindliche Abkommen über Brandschutz und Gebäudesicherheit (“Bangladesh Accord”) abgeschlossen. Das Abkommen hat mithilfe von Sicherheits- und Gesundheitsmaßnahmen für mehr Sicherheit von mehr als zwei Millionen Beschäftigten in der Textilindustrie in Bangladesch gesorgt. Die aktuelle Vereinbarung, die sicherstellt, dass Modemarken rechtlich dafür zur Verantwortung gezogen werden können, ihre Fabriken sicher zu machen, läuft jedoch Ende Mai 2021 aus.
„Der Accord ist sehr wichtig,da er unabhängig und neutral arbeitet und sich sowohl im Ausland als auch bei den Arbeiter*innen einen guten Ruf und Glaubwürdigkeit erworben hat. Er garantiert die Sicherheit des Arbeitsplatzes für die Arbeiter*innen“, sagte Babul Akhter, Gewerkschafter der Bangladesh Garment & Industrial Workers Federation (BGIWF), einer Gewerkschaft, die den ACCORD unterzeichnet hat.
Ein neuer, tödlicher Brand bei Dhaka Garments and Washing Ltd. zeige jedoch, dass es noch viel zu tun gebe. Um weitere Vorfälle wie Rana Plaza zu vermeiden, fordert die CCC von den Modemarken und Einzelhändlern, bis Juni 2021 ein internationales rechtsverbindliches Abkommen zum Arbeitsschutz und zu einem starken Beschwerdemechanismus zu unterzeichnen. „Ein internationales verbindliches Abkommen muss unterzeichnet werden, um die effektivsten Elemente des Accords beizubehalten. Es kann ebenfalls dazu genutzt werden, um sicherzustellen, dass schließlich auch andere Länder von einem ähnlichen Programm erfasst werden“, sagt Artemisa Ljarja, Eilaktionskoordinatorin der deutschen CCC.
Lieferkettengesetz
Der Deutsche Bundestag befasst sich derzeit mit dem Gesetzentwurf zu Menschenrechten in Lieferketten deutscher Unternehmen. Die CCC-DE appelliert an die Abgeordneten, die Arbeiterinnen und Arbeiter nicht erneut im Stich zu lassen und für ein starkes Lieferkettengesetz einzutreten. Gerade Deutschland hat aufgrund seiner wirtschaftlichen Stärke eine große Verantwortung. Betroffene von Menschenrechtsverstößen brauchen eine Chance, deutsche Firmen zivilrechtlich vor deutschen Gerichten zur Verantwortung zu ziehen.
Das Lieferkettengesetz müsse Menschen wirksam schützen, also Unternehmen dazu verpflichten, ihre gesamte Lieferkette vorbeugend auf die Einhaltung der Menschenrechte zu überprüfen, nicht nur die direkten Zulieferer. „Ohne vorbeugende Maßnahmen, wird es immer wieder zu Unfällen kommen. Es braucht ein starkes Lieferkettengesetz, damit Menschenrechte in den Lieferketten wirklich geachtet werden“, erklärte die Kamagne für Saubere Kleidung, die vom Amt für MÖWe unterstützt wird.
Um diesen Forderungen Gehör zu verschaffen und der Opfer zu gedenken, gibt es weltweit online und offline Aktionen und Veranstaltungen rund um den Rana Plaza Gedenktag.
Links:
Mehr zum Abkommen für Brandschutz und Gebäudesicherheit in Bangladesch
Internet: Kampagne für Saubere Kleidung
Foto: © Karin Desmarowitz / Brot fuer die Welt