Präses fordert mehr Menschlichkeit – Dortmund erinnert an Kirchentagsktion
Auf die prekäre Lage von Migranten und geflüchteten Menschen will der Weltflüchtlingstag am 20. Juni aufmerksam machen. Weil noch immer viele Menschen auf ihrer Flucht über das Mittelmeer sterben, fordert die westfälische Präses Annette Kurschus die Wiederaufnahme der staatlichen Seenotrettung im Mittelmeer. „Wir können viel mehr Menschen eine Chance auf ein menschenwürdiges Leben geben, eine Chance auf eine sichere Bleibe. Es ist und bleibt falsch, Menschen ertrinken zu lassen – egal aus welchem Grund und mit welcher Perspektive sie sich nach Europa aufgemacht haben“, sagt die Leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen in ihrer Botschaft zum Tag des Flüchtlings. Darin mahnt sie sichtbare und wirksame Zeichen der Menschlichkeit an. „Nach wie vor stehen zahlreiche Kommunen und Städte in Deutschland und Europa bereit, um aus Seenot gerettete Menschen direkt aufzunehmen.“ Sie dürften jedoch nicht helfen.
An die Aktion „Jeder Mensch hat einen Namen“ beim Evangelischen Kirchentag 2019 in Dortmund wird anlässlich des Weltflüchtlingstages in der Westfalenmetropole erinnert. Dabei hatten zahlreiche Menschen auf dem Platz der Alten Synagoge die Namen der Menschen auf ein großes Transparent geschrieben, die bis zu diesem Zeitpunkt auf der Flucht im Mittelmeer ertrunken waren. Zum Ende des Kirchentages wurde dieses Banner als mahnendes Zeichen am Kirchturm der Reinoldikirche hochgezogen.
35.597 Namen zählte das Transparent auf dem Kirchentag vor zwei Jahren. Mittlerweile sind es mehr als 44.000 Menschen, die bei ihrem Versuch, nach Europa zu fliehen, gestorben sind. Die meisten von ihnen, Männer, Frauen, Jugendliche, Kinder, Babys, ertranken im Mittelmeer. Zwei Jahre danach erinnert die Stadtkirche St. Reinoldi an die Kirchentagsaktion und lädt zu mehreren Veranstaltungen ein, um auf Leid und Verzweiflung von Geflüchteten aufmerksam zu machen.
Den Weltflüchtlingstag hatten die Vereinten Nationen (UN) 2001 erstmals den Weltflüchtlingstag ausgerufen. Heute sind mehr als 80 Millionen Menschen auf der Flucht, die meisten von ihnen im eigenen Land oder in den direkten Nachbarländern, wie die Präses weiter erklärte. „In Deutschland ist die Zahl der Asylanträge so niedrig wie lange nicht. Dennoch klingt es mitunter so, als dränge alle Welt nach Europa und nach Deutschland“, sagt Kurschus, die auch stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Dringenden Handlungsbedarf sieht sie im Mittelmeer: „Noch immer bleiben die Bitten von Organisationen, Kirchen, Gewerkschaften und Hilfswerken ungehört, endlich die staatliche Seenotrettung wieder aufzunehmen“, so die Präses. Auch für die Menschen in den überfüllten Lagern an den EU-Außengrenzen sei Hilfe möglich.
Weiterführende Links:
Aktion „Jeder Mensch hat einen Namen“