Mit Geld nachhaltig handeln

Private Sparerinnen und Sparer unterschätzen ihre Macht. Sie können entscheiden, wie und wo sie ihr Geld so anlegen, dass es Mensch und Umwelt nützt. Sie können, wie in England oder den USA schon geschehen, Banken und Treuhändern Druck machen, ihre Geldgeschäfte offenzulegen und ihnen im Zweifel ihr Geld entziehen. Es gibt Alternativen und Handlungsspielräume, nicht nur beim Kaffee- und Kleiderkauf, auch beim Geld.

Oikocredit: weltweit solidarisch

Elizabeth Aguilar, the treasurer at a CARD centre meeting of borrowers in Barangay Dila in Bay, Laguna.

Eine Pionierin des ethischen Investments ist die Genossenschaft Oikocredit. Sie wurde 1975 im Umfeld des Weltkirchenrates gegründet. Die Initiator*innen wollten verhindern, dass die Rücklagen der Kirchen weiter den Vietnamkrieg und die Apartheid mitfinanzierten. Heute ist Oikocredit eine der wenigen international agierenden Genossenschaften und eine angesehene soziale Investorin. Sie ist offen für alle, die ihre Vision von einer gerechten globalen Gemeinschaft teilen. Kirchen, Gemeinden, Weltläden, Initiativen, Vereine und zehntausende Privatpersonen, 56.000 weltweit beteiligen sich derzeit mit über einer Milliarde Euro. Allein 26.000 Anlegerinnen und Anleger kommen aus Deutschland. Sie sind in acht Förderkreisen organisiert, Vereine mit ehrenamtlichen Vorständen, über die die Mitglieder Einfluss auf die Arbeit von Oikocredit nehmen können.

Der Name Oikocredit ist Programm: Er setzt sich zusammen aus dem altgriechischen Wort „Oikos“ für Haus, Gemeinschaft, Welt und dem lateinischen Wort „credere“ für glauben und jemandem vertrauen. Das Konzept war innovativ und ist es noch immer: Die Genossenschaft setzte von Anfang an auf Hilfe zur Selbsthilfe und auf die verlässliche und langfristige Zusammenarbeit mit einheimischen Fachkräften und sozial orientierten Partnerorganisationen vor Ort. Sie vergibt Darlehen und Kapitalbeteiligungen und bietet bei Bedarf Beratung und Schulungen. Rund die Hälfte der Darlehen wird in Landeswährung vergeben, um das Risiko für die Partner zu verringern.

Elizabeth Aguilar, the treasurer at a CARD centre meeting of borrowers in Barangay Dila in Bay, Laguna.

Die derzeit rund 750 Partnerorganisationen sind sorgfältig ausgewählt. Es sind Mikrofinanzinstitutionen, Produktionsgenossenschaften oder kleine und mittlere Unternehmen, vor allem in ländlichen Regionen tätig, wo der Bedarf an Finanzierungen groß ist und die Chance, sie zu bekommen, gering. Darunter ein Fischfangunternehmen in Sambia, das gegen importierten Tiefkühlfisch antritt, eine Genossenschaft in Mexiko, die unter schwierigen Bedingungen Bio-Honig für den fairen Handel produziert, Unternehmen in Indien und Ghana, die bezahlbare Solarenergie in Dörfer und Städte bringen, Mikrofinanzorganisationen, die mit Krediten, Krankenversicherungen, Gesundheitsvorsorge und finanzieller Grundbildung zehntausenden Frauen auf dem Land eigenes Einkommen und mehr Selbstbewusstsein eröffnen.

Für die Region NRW ist der Westdeutschen Förderkreis von Oikocredit Ansprechpartner. Die Geschäftsstelle in Bonn beantwortet alle Fragen, verwaltet die Anteile der Mitglieder, Mindesteinsatz 200 Euro, macht Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit und bringt viermal im Jahr ein Magazin zu Schwerpunktthemen heraus. Wer sich über die Geldanlage hinaus engagieren möchte, kann dies einzeln als Ehrenamtliche*r oder in einer der vielen Regionalgruppen tun. Oikocredit bietet immer wieder auch Veranstaltungen zu verschiedenen Themen an. Mehr Informationen dazu finden sich hier.

Internet: www.westdeutsch.oikocredit.de

Tel.: 0228 6880 280